Männerrechtler

 

Der Affe und die Männerrechtler

 

Es gibt eine geheimnisumwitterte Südseeinsel. Man erzählt sich, dass es dort Menschen gegeben hat, die dermaßen hässlich waren, dass sie sich nur in Begleitung eines Affen in die Öffentlichkeit gewagt haben. Wohin sie auch gingen, sie hatten immer ihren Affen dabei. Natürlich war allen klar, wozu sie den Affen brauchten: als Kontrastfolie. Im Vergleich zu dem Affen sahen sie immer noch relativ gut aus.

 

So werden Männerrechtler gesehen. Sie sind wahrlich eine traurige Erscheinung. Sie machen keinen guten Eindruck. Sie haben auch immer ihren Affen dabei, mit dem sie sich vergleichen. Der Affe der Männerrechtler heißt Frauenrechte. Diese Frauenrechte bilden den Hintergrund, vor dem sich dann die Männerrechtler abheben. Ohne Frauenrechtler würde es überhaupt keine Männerrechtler geben, man könnte sie gar nicht erkennen.

 

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Männerrechtler wirken immer irgendwie peinlich. Das ist auch kein Wunder: Es ist grundsätzlich falsch, wenn sich Männerrechtler an Frauenrechten messen. Frauenrechte sollte man nicht nachmachen, nicht nachäffen. Man sollte sie auch nicht als Maßstab nehmen, an dem sich die Männerrechte messen müssen – man sollte diese Frauenrechte vielmehr in Frage stellen. Oder … ich kann es auch gleich verraten: Man sollte sie abschaffen. Ich bin sowieso immer hellhörig, wenn von „Frauenrechten“ die Rede ist. Da stelle ich mir sofort die Frage, was das für Rechte sein sollen. Worum geht es? Beispiele! Her damit! Jetzt mal konkret. Allgemein in den Wind gesprochen hören sich große Worte immer großartig an: Rechte, Rechte, Rechte. Ja, gut. Aber welche? Die meisten dieser so genannten Frauenrechte erweisen sich bei näherem Hinsehen als überflüssige Privilegien.

 

Daran sollten sich Männer nicht orientieren. Wenn beispielsweise Frauen ganz selbstverständlich das Recht einfordern, „frauenöffentliche“ Diskussions-Veranstaltungen durchzuführen – also „öffentliche“ Veranstaltungen, bei denen Männer ausgesperrt werden –, dann sollten Männerrechtler nicht auftreten und sagen: Okay! Das machen wir jetzt auch, wir machen entsprechend dazu „männeröffentliche“ Veranstaltungen und schließen Frauen von der Diskussion aus.

 

Wenn es immer noch Bibliotheken „nur für Frauen“ gibt, dann sollten sich die aktiven Männer nicht sagen: Na gut, dann beantragen wir im Gegenzug dazu unsererseits Gelder für eine Bibliothek nur für Männer. Außerdem fordern wir im Gegenzug zur Frauenquote eine Männerquote – außerdem fordern wir jetzt auch Männerparkplätze und eigene Männerabteile in Regionalzügen. Das wäre kein schöner Zug.

 

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Wenn Männerrechtler Frauenrechte als Kontrastfolie nehmen, dann werden die Frauenrechte damit indirekt bestätigt, es wird zumindest so getan, als hätten die Forderungen eine gewisse Berechtigung. Der Vergleichskampf wird damit als Herausforderung angenommen, es wird dann ein verrückter Wettbewerb gestartet: „Frauenrechte vs. Männerrechte“. Es gibt dann ein Gerangel und Gezerre um mehr Vorteile für die eine oder für die andere Seite. Männerrechte wären in Wirklichkeit keine Rechte, sondern genauso Privilegien, weil sie auch nur für eine Gruppe gelten würden.

 

Es gibt bei uns aber keine Gruppenrechte. Wir wollen auch keine mehr haben. Sie wären ein Rückfall in Zeiten, in der noch der Adel bevorzugt war und Sonderrechte hatte, die andere nicht hatten. Es sollte keine Rechte für die Gruppe der „Männer“ oder für die Gruppe der „Frauen“ geben, zumal beide Gruppen fragwürdige Konstrukte sind.

 

Dennoch: Ich weiß schon, dass es Leute gibt, die sich als Männerrechtler sehen. Falls jemand unbedingt einen Männerrechtler braucht, dann muss er halt einen von denen fragen, die sich selbst so bezeichnen. In den USA, in Canada und in England sind sie weit verbreitet, da gibt es die MRAs, Men’s Rights Activists. Die machen gute Aktionen und unterhalten Internetseiten, die gute Unterhaltung (und gute Infos) bieten.

 

Also noch einmal: Ich sehe mich nicht als Männerrechtler – welche Rechte sollten das auch sein, die ich allein deshalb, weil ich ein Mann bin, einfordern können, die andere jedoch, die keine Männer sind, nicht haben sollten?

 

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Ich sehe aber sehr wohl, dass Männern heute gewisse Rechte vorenthalten werden. Sie haben beispielsweise oft keinen Anspruch mehr auf einen fairen Prozess, für sie gilt keine Unschuldsvermutung mehr, sie müssen im Fall einer Scheidung hilflos die Entführung und Entfremdung ihrer Kinder (was als so genannte Kindesverbringung oder Kindesmitnahme verniedlicht wird) mit ansehen. Männern wird heute zunehmend die Meinungs- und Versammlungsfreiheit beschnitten. Es ist erschreckend zu sehen, wie heutzutage Versammlungen boykottiert werden und wie Autoren, die sich zu diesen Themen äußern, zum Schweigen gebracht werden. Doch das sind Bürgerrechte oder Menschenrechte, die man in solchen Fällen den Männern abstreitet. Das sind keine speziellen Männerrechte.

 

Entsprechend ist es mit Väterrechten, die heute fast schon gewohnheitsmäßig verletzt werden. Dabei handelt sich um Elternrechte. Es ist ungerecht, wenn diese Elternrechte ausschließlich Müttern zugestanden werden. Allerdings. Diese ungerechte Einseitigkeit berührt auch das Recht eines Kindes auf beide Elternteile. Hier von „Väterrechten“ zu sprechen, wäre zwar verständlich, aber irreführend.

 

Natürlich sollte ein Vater das Recht haben, seine Kinder zu sehen, wann immer er will – und dieses Recht dürfte ihm niemand verwehren. Er hat schließlich auch die Pflicht, sich um die Kinder zu kümmern. Diese Pflicht gilt auch immer. Dass dieses Recht heute einem Vater beschnitten wird, gehört zu den großen, gleichwohl verschwiegenen und kaum jemals thematisierten Grausamkeiten, die es in der westlichen Welt gibt. Wir nehmen das nicht zur Kenntnis. Andere tun es.

 

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Wir sollten uns nicht täuschen: Der Westen (wie ich es gerade salopp genannt habe) wird genau deshalb verachtet. Eine Zivilisation, die einen solchen Raubbau an der Zukunft betreibt; eine Zivilisation, die nicht in der Lage ist, Familien zu erhalten und die sich dermaßen schamlos an Kindern vergeht, kann nicht als moralische Instanz für die ganze Welt gelten. So eine Zivilisation gilt nicht als Vorbild, sie wird nicht einmal respektiert. Es fällt schwer, das alles lediglich für einen Kollateralschaden zu halten, der einer feministisch geprägten Frauenpolitik versehendlich unterlaufen ist. Dafür passt es viel zu gut zu den Absichtserklärungen von aggressiven Aktivistinnen, die bewusst Väter schädigen wollten („Väter sind Täter“) und sich um das Kindeswohl grundsätzlich nicht kümmern. Es ist offensichtlich eine Politik, die so gewollt ist. Sie ist grausam und ungerecht. Das wäre sie genauso, wenn sie sich vorzugsweise gegen Mütter richten würde.

 

Also: weg mit den Affen. Dann gibt es auch keine Männerrechtler mehr.

 

Ich musste das mal in diesen deutlichen Worten sagen, weil ich immer wieder gefragt werde (zuletzt von der FAZ), ob ich ein Männerrechtler bin.

 

 

 

Entwarnung vorweg

Sieben vertrauliche Briefe 

über die Liebe und über den Krieg

Eine Entwarnung vorweg.

Manche mögen verwirrt sein und sich fragen:

Ja, ist es denn die Möglichkeit!?

Bin ich etwa auch so einer?

Einer von denen?

Ein Frauenfeind, ein Frauenhasser, ein waschechter … äh? Na, wie nennt man sie denn?

Männerrechtler? Antifeministen? Maskulisten? Oder muss es Maskulinisten heißen?

Die soll es geben. Man hört gelegentlich davon. Sie sind gefährlich, sehr gefährlich: der Massenmörder Anders Breivik ­– man mag es kaum glauben – soll der heimlichen Held dieser gewaltbereiten Männer. So steht es jedenfalls in einer Studie* – und wenn es sogar in einer Studie steht …

Soviel scheint klar zu sein: Es handelt sich dabei um alte, weiße Männer, die am liebsten Frauen am Herd anketten wollen. Sie sind konservativ. Sie sind rechtsgerichtet, womöglich rechtsradikal.

Stimmt das? Nein, sehen Sie selber.

Also – wie ist es?

Was bin ich für einer? Ich … nun … äh … nun wird es ein wenig blumig. Ich müsste vielleicht an dieser Stelle einen Schriftzug aufleuchten lassen ACHTUNG KITSCH, so wie man neuerdings Trigger-Warnungen voranstellt.

Doch was soll ich machen? Wie soll ich es denn sonst sagen? Ich kann auch nur die Sprache verwenden, die wir gemeinsam haben; nur die Vokabeln, die jeder kennt. Ein Vorschlag zur Güte: Stellen Sie sich vor, ich würde den nächsten Satz flüstern. Lesen Sie ihn ganz leise, also …

Es ist so: „Ich liebe Frauen“.

Keine Sorge. Nicht alle. Ich werde noch darauf zurückkommen.

Ich will nur schnell etwas klären, eh es unter den Tisch fällt und ich womöglich den Eindruck hinterlasse, ich wollte mich vor einer Antwort drücken.

Das will ich nicht – also: Ich bin kein Männerrechtler. Das möchte ich betonen, weil ich immer wieder gefragt werde. Gerade erst stand in einem überregionalen Magazin (FAZ) unter einem Foto von mir: „Bernhard Lassahn, Männerrechtler“. Dabei hatte ich der Frau, die mich zum Interview geladen hatte, ausführlich erklärt, dass ich keiner bin.

Es gibt in Deutschland keine Gruppenrechte, sondern Individualrechte. Das ist auch gut so. Warum sollte ich unter solchen Umständen Männerrechtler sein? Ich will mich nicht stark machen für irgendwelche Rechte (was denn auch für welche?), die an eine Gruppe gebunden sind. In diesem Fall an die Gruppe der Männer – die es nicht gibt.

Es gibt Männer. Klar. Aber nicht als Gruppe. Es gibt nicht DIE Männer. Man kann sie nicht einfach alle in eine Kiste packen. Dafür sind sie zu unterschiedlich. Ich bin so einer. Ich bin ein Mann. Ich bin unterschiedlich. Ich bin ein Einzelfall. Ich möchte nicht zusammengepackt werden mit Leuten, mit denen ich nichts zu tun habe und ich möchte nicht, dass ein Urteil, das über andere gefällt wird, auf mich übertragen wird.

Damit sind wir schon bei der Liebe angekommen. Auch die ist ein Einzelfall – etwas sehr Persönliches. Jeder hat eine Mutter, die einmalig und vermutlich mutterseelenallein ist. Wenn nun ein Mann mit einer Frau zusammen ein Kind hat, dann ist auch diese Frau wiederum eine Mutter und vermutlich ist sie ebenfalls mutterseelenallein. Das Kind ist auch etwas Besonderes, in meinem Fall tatsächlich etwas Einmaliges: Ich habe nur ein Kind.

Immerhin. Ein Glück!

Dieses Glück gibt einem das Gefühl, man könnte noch einmal leben, von vorne anfangen und die Welt neu kennenlernen, wenn man niederkniet und wieder mit Kinderaugen staunt.

Soviel vorweg. Nun habe ich schon mehr verraten, als ich ursprünglich vorhatte. Ich mache erst einmal eine Pause, ich grüße herzlich und verweise noch auf die Fußnote

Bernhard Lassahn

Fußnote * shoes-89037_640

Professorin Ilse Lenz, die als Granddame des Feminismus gilt, hat einen jungen Studenten eine „Studie“ über die antifeministische Männerrechtsbewegung schreiben lassen und hat sie als „wissenschaftlich“ durchgehen lassen, auch wenn es junk-science ist. Der Knaller ist, dass tatsächlich Anders Breivik aufgeboten wird, um die Männerrechtsbewegung zu kriminalisieren. Einfach so. Ohne Zusammenhang. Es ist ein übles Machwerk mit Falschbeschuldigungen und Unterstellungen. Doch nun gibt es so eine „Studie“. Da es vielen Journalisten genügt, wenn sie sagen können, dass es irgendwo irgendeine „Studie“ geben soll, die am Beispiel von Breivik zeigt, wie gefährlich Männerrechtler sind, dann wiederholen sie es besinnungslos.

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