Sexismus forever – nicht lachen

Nicht lachen. Es geht um Sex.

Zu Anfang ein Witz. Als Test. Wir beginnen mit der Grundform. Wie viele Ostfriesen braucht man, um eine Glühbirne einzudrehen? Antwort: fünf. Einer steigt auf den Tisch und hält die Birne hoch, die anderen vier heben den Tisch an und laufen im Kreis.

Nun weiter. Wie viele Rockmusiker braucht man? Antwort: Elf. Einer erledigt das, zehn stehen auf der Gästeliste. Wie viele Fitness-Trainer braucht man? Antwort: nur einen. Der ruft immer „… und rechts! Und rechts!“. Es muss allerdings noch einer die Birne reindrehen. Wie viele Beatles braucht man? Vier. John, Paul, George und Ringo. Wie viele Dadaisten braucht man? Antwort: ein Fisch. Wie viele Kriminalkommissare braucht man? „Ich bin es, der hier die Fragen stellt.“ Wie viele Feministen braucht man? Antwort: Das ist nicht lustig!

Über Feministen lacht man nicht. Warum nicht? Weil sie so schnell eingeschnappt und wandelnde Spaßbremsen sind? Das schon. Aber nicht nur das. Da ist noch etwas. Es geht bei ihnen stets um die dunkle Seite von Sex. Da ist immer diese Peinlichkeit im Spiel, dass im unangemessenem Kontext auf Geschlechtsteile hingewiesen wird.

 

Jetzt sagen wir alle ganz laut …

Das ist Nele Pollatschek auch aufgefallen: Sie würde, wie sie behauptet, gerne einen Artikel schreiben, ohne dabei mehrmals auf ihr Geschlecht zu verweisen, weil das niemanden etwas anginge. Aber heute wird eben dauernd darauf verwiesen. „Wer aus meinem ‚Schriftsteller‘ ein ‚Schriftstellerin‘ macht, kann auch gleich ‚Vagina‘!‘ rufen“, klagt sie. „Das hat den gleichen Informationswert, wäre aber komischer und aufrichtiger und mir deutlich lieber.“

Echt? Wäre ihr das lieber? Ich weiß nicht … ich halte mir einen gewissen Sinn für Komik zugute, schätze Aufrichtigkeit und würde auch gerne Nele Pollatschek einen kleinen Gefallen tun, doch ich möchte lieber nicht ständig „Vagina!“ rufen. Mir wäre das unangenehm.

An anderer Stelle heißt es: „Wenn es mich nicht gerade traurig macht, kann ich einen gewissen Humor darin entdecken, wie besessen Deutschland von Genitalien ist. Denn mit wenigen Ausnahmen geht es beim Gendern um Genitalien, nicht notwendigerweise um die, die wir sehen, aber um die, von denen wir denken, dass sie da sind.“

 

Bei Justizia ist die Augenbinde verrutscht

Es ist wirklich traurig. Komik kann sich nicht durchsetzen. Humor wird von Trauer überlagert. Wenn es um Genitalien geht, lacht man nicht – frau auch nicht, ha, ha –, und beim Gendern geht es tatsächlich, wie Nele Pollatschek richtig bemerkt, um Genitalien, um Genitalien und außerdem um Genitalien.

Selbst wenn auf „Gerechtigkeit“, um die es bei der Gendersprache angeblich geht, verwiesen wird, ist eine besondere Gerechtigkeit gemeint; eine, bei der Justizia ihre Augenbinde kurz beiseiteschiebt und – Pfui! – einen prüfenden Blick auf die Geschlechtsteile der Beteiligten wirft. Erst danach wird entschieden. Auch bei der Gendergerechtigkeit geht es um Genitalien.

 

Schweinkram, wohin man auch blickt

Zwischendurch noch ein Witz, der nicht besonders lustig ist: Ein Psychologe wendet den so genannten Rorschach-Test an, der auch als Tintenklecks-Test bekannt ist. Dabei werden einer Testperson speziell aufbereitete Tintenklecksmuster gezeigt und er soll sagen, was damit dargestellt sein könnte. Die Testperson erkennt überall Geschlechtsteile. Als der Psychologe das moniert, rechtfertigt sich die Testperson und sagt: „Warum zeigen Sie mir auch dauernd solchen Schweinkram?!“ Es ist nicht besonders witzig, wie gesagt. Solche Tests werden tatsächlich gemacht.

Bei dem Projekt Gendersprache ist es so: Da sind wir die Testpersonen. Doch im Unterschied zur Testperson im Witz haben wir nicht die Besessenheit, auf Teufel komm raus überall Geschlechtsteile zu erkennen. Das wird uns lediglich unterstellt. Besessen sind vielmehr diejenigen, die alle Klecksbilder so umgestaltet haben, dass man die Hinweise auf die Geschlechtsteile nicht mehr übersehen kann. Es wäre tatsächlich ehrlicher, wenn wir immer gleich direkt „Vagina“ oder „Penis“ dazwischenrufen würden. Deshalb hat Gendern immer etwas Aufdringliches, Schlüpfriges und – um mal ein asbach uraltes Wort zu verwenden – etwas Unanständiges.

Der Subtext eines Textes, in dem en passant eine Formulierung wie „Expertinnen und Experten“ vorkommt, lautet in etwa so: Da gerade von einem Personenkreis gesprochen wurde, der soeben die neuesten Corona-Zahlen ermittelt hat, möchte ich keinesfalls versäumen, bei der Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass einige aus dieser Gruppe ein weibliches Geschlechtsteil haben, andere wiederum ein männliches, und wir obendrein noch seltene Einzelfälle von Personen, die das nachträglich korrigieren möchten, berücksichtigen müssen. Das muss auf jeden Fall an möglichst prominenter Stelle erwähnt werden. Es ist kein Anlass denkbar, der so bedeutend sein könnte, dass ein Hinweis auf die Genitalien in den Hintergrund treten dürfte. Es ist wirklich nicht lustig.

 

Bilder, die man vor Augen hat und Bilder vor dem inneren Auge

Kann sich noch jemand an die siebziger Jahre erinnern und an die großflächige Werbung mit möglichst unbekleideten Frauen, die sich beispielsweise an der Seife Fa erfreuten? Solche Darstellungen sind inzwischen als sexistisch kritisiert und zurückgedrängt worden, doch die Forderungen, an alle möglichen Wörter weibliche Endungen anzuhängen, enthalten ebenfalls einen ständigen Hinweis auf das Geschlecht; es entsteht ein Sexismus im öffentlichen Raum der Grammatik. Kein Sexismus in Bildern, sondern in Buchstaben. Nicht auf Bildern, die wir vor Augen haben, sondern auf Bildern vor unserem inneren Auge. Wohin wir auch schauen – auch wenn wir die Augen schließen –, überall finden wir einen aggressiven Hinweis auf das Geschlecht der Frau. Wir erleben gerade eine Nonstop-Sex-Show der etwas anderen Art, in der auch die Welt des Lesens und Schreibens zum Rotlichtviertel geworden ist.

Das nervt inzwischen auch Nele Pollatschek, obwohl sie sich – wie wir längst ahnten – eigentlich als kämpferische Verfechterin der Gendersprache in die Brust werfen will und ganz genau „ … weiß, dass die allermeisten Argumente gegen das Gendern falsch sind.“

Nur eins nicht: „Im Grunde gibt es nur ein einzig wirklich gutes Argument gegen das Gendern: Es ist leider sexistisch. Ich sage leider, denn Menschen, die Gendern, sind grundsympathisch. Wer gendert, tut das in der Regel, um auf sprachliche und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Gendern ist eine sexistische Praxis, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen.“

Ach so. Kein Wunder, dass es nicht klappt und man immer öfter den Stoßseufzer hört: Wenn das die Lösung sein soll, dann möchte ich lieber wieder das Problem haben. Nele Pollatschek scheint es auch irgendwie bemerkt zu haben. Irgendwie aber auch nicht. Bei manchen fällt der Groschen eben pfennigweise, wie man sagte, als wir noch mit harter D-Mark bezahlt haben.

Schon im Jahre 2009 hatte Arthur Brühlmeier zusammengefasst, was geschieht, wenn wir die Doppelnennungen, wie sie Feministinnen fordern, regelmäßig anwenden. Was passiert dann? „Damit wird der Sexismus nicht etwa – wie gewiss in guten Treuen beabsichtigt – aus der Sprache entfernt, sondern erst konsequent in diese eingeführt.“

 

Was will das Weib?

Gewiss, das hat Arthur Brühlmeier schön gesagt und hat eine freundliche, frauenaffine Formulierung gewählt. Ich vermute allerdings, dass die Absichten der Feministinnen weder „gut“ noch „treu“ waren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass den vielen klugen Frauen der Widerspruch nicht schon selber aufgefallen ist. Sie wollen es nur nicht zugeben. Doch ich bin nur ein Mann, noch dazu ein alter, weißer. Ich vermute, dass Frauen schon etwas wollen, es aber nachher nicht gewesen sein wollen.

Sigmund Freud scheiterte bekanntlich an der Frage: Was will die Frau? (Bei ihm heißt es sogar „das Weib“) Das ist schwer zu sagen; denn vor allem will sie etwas nicht. Sie will nicht diejenige sein, die sagt, was sie will. Sie will nachher immer sagen können: Ich war es nicht, ich wollte es nicht, ich kann nichts dafür. Sie will unschuldig sein. Sie will in einer Position sein, aus der heraus sie etwas beklagen kann, auch wenn sie es ursprünglich selber eingefädelt hatte. Wer will denn so eine Gender-Sprache? Soll sich Nele Pollatschek doch bei den Sexisten beschweren, die ihr so grundsympathisch sind. Dann können sie das unter sich aushandeln.

 

Der letzte Schleier wird nicht gelüftet

Es geht immer nur um Sex, selbst wenn von „Gender“ die Rede ist, die Assoziationen werden direkt in die Unterwäsche gelenkt. Die Gender-Aktivistinnen und Aktivisten könnten sich genauso gut Leuchtstreifen auf ihre Kleidung appretieren – kleine Pfeile, die auf ihre Genitalien zeigen.

Als auf der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking der Begriff „Gender“ auf der Bühne der Welt in Szene gesetzt wurde, wussten die teilnehmenden Frauen auch nicht, was damit gemeint sein sollte. Sie hatten jedoch Vermutungen. Viele dachten, es wäre eine vornehme, rücksichtsvolle Umschreibung des irgendwie unanständigen und zwielichtigen Wortes „Sex“. Mehr nicht.

Das neue Zauberwort tauchte über 200-mal in den Papieren der Vorbereitungskonferenzen in New York auf, eine Definition dieses schillernden Begriffes wurde allerdings immer wieder vertagt. Schließlich einigte man sich darauf, dass man sich nicht einigen kann, und dass „Gender“ keine Definition brauche. Dann eben nicht. Die Besonderheit liegt in der Undeutlichkeit. Darin, dass Sex gemeint ist, aber gleichzeitig irgendwie auch nicht.

 

Schaum hier, Schaum da

So ist eine pseudo-schamhafte Verpixelung entstanden (so etwas kennen wir von Internet-Seiten, auf die wir versehentlich geraten sind). Bei Filmen, die verpixelt sind, geht es um Geschlechtsteile, die nicht gezeigt werden sollen. Man könnte diese Filme jedoch nicht um die kritischen Stellen kürzen, weil nach so einer Kürzung kein Inhalt mehr übrigbliebe. Also werden die Ansichten verwischt.

Es geht so: Zunächst wird absichtsvoll und gezielt auf die Geschlechtsteile hingewiesen, dann wird die Anschauung vertuscht, das Bild unscharf gemacht. Die besonderen Merkmale, die uns die beliebten sexuellen Reize bescheren, werden voldemortesiert. Lord Voldemort aus ‚Harry Potter‘ ist bekanntlich der Böse, über den wir sprechen, ohne seinen Namen zu nennen.

Auch bei Germany’s Next Topmodel richten sich die aufgeregten Blicke auf etwas, das gleich wieder undeutlich gemacht wird. Neuerdings gibt es den so genannten Wow-Walk, bei dem die Schönheiten lediglich mit Schaum bekleidet sind, der ihre intimen Körperteile verpixelt. Schaum hier, Schaum da. So wie die Nachwuchs-Models Schaum auf ihren Geschlechtsteilen haben, so haben die Verfechterinnen der Gender-Sprache Schaum vor dem Mund.

 

Gendern ist strukturell humorlos und vorwurfsvoll

Denn wenn man schon nichts Gutes über das Gendern sagen kann, dann wenigstens viel Schlechtes über seine Gegner. Nele Pollatschek hat reichlich Schaum vor dem Mund, wenn sie über die „piefigen Konservativen“ herzieht, die partout nicht gendern wollen. „Die lautstarken Argumente gegen das Gendern kommen meistens von den berüchtigten alten, weißen Männern, die sich die Erfahrung von marginalisierten Menschen nicht mal vorstellen können. Solche Argumente werden von den Verteidigern des Genderns schon deswegen nicht ernstgenommen, weil den Machern solcher Argumente die entscheidenden Erfahrungen des Marginalisiertwerdens fehlen.“

Offenbar stellt sie sich vor, dass andere Leute, die sie nicht näher kennt, sich grundsätzlich etwas nicht vorstellen können, das in ihren Augen von entscheidender Bedeutung ist. Ich wiederum stelle mir vor, dass ihr Vorstellungsvermögen recht begrenzt ist – und dass sich Nele Pollatschek darüber selbst nicht im Klaren ist. Dafür nimmt sie den Mund viel zu voll. Sie schäumt richtig.

Da fehlt jeglicher Humor. Da ist auch keiner in Sicht. Es ist in der Tat nicht lustig. Das ganze Gerede um das leidige Gendern, das gerade auf Hochtouren läuft, liegt jenseits von Ernsthaftigkeit und Lächerlichkeit. Man kann es nicht richtig ernst nehmen, kann sich aber auch nicht darüber lustig machen. Man kann einem Bekloppten nicht erklären, dass er bekloppt ist. Wenn man einem Humorlosen mit Humor begegnet, ist es, als würde man ihn in einer Fremdsprache ansprechen. Gendern ist strukturell humorlos. Kein Wunder: Es geht um Sex.

 

Sarah guckt schon so streng, dass einem das Lachen vergeht

Sarah Bosetti findet auch, dass Feminismus nervt: „Er macht mich wahnsinnig, der Feminismus, er quält mich. Er geht mir so sehr auf die Nerven, dass ich wünschte, ich hätte einen Sack, auf den er mir gehen könnte. All die politische Korrektheit, die Humorlosigkeit, die Sätze, die immer länger und länger werden, weil man überall ein ‚-innen‘ anhängen muss. Er ist so unpoetisch. So unsexy. So anstrengend.“

Ich stimme zu. Wie ist das mit dem viel diskutierten Gendern? Wie wirkt sich der Feminismus speziell auf die Sprache aus? Sie findet deutliche Worte: „Er ist hässlich und umständlich und verwandelt die Schönheit eines jeden Satzes in Scheiße.“ Bravo! Schön gesagt!

Zu früh gefreut. Nun folgt die dramatisch-rhetorische Wende: Sarah Bosetti bekennt sich überraschend zu der Notwendigkeit der eben noch heftig gescholtenen Scheiß-Sprache, weil Feminismus „Kampf“ ist und „Kämpfe immer Kacke“ sind. Feminismus ist „ein notwendiges Übel“. Er wird sich eines Tages durchsetzen. Weil er recht hat, und „alle wissen, dass es stimmt“. „Feminismus wird man nicht los, indem man ihn bekämpft“, erklärt sie.

 

Wann kriegen wir die Redefreiheit zurück?

Wie denn sonst? Wie wird man ihn wieder los, diesen quälenden Feminismus, unter dem so viele leiden? „Indem man Sexismus bekämpft“, erklärt Sarah Bosetti weiter. „Entzieht ihm seine Notwendigkeit.“ Wenn der Kampf ausgefochten ist, dann können wir uns endlich wieder mit anderen Dingen beschäftigen.

Wann wird das sein? In vier Monaten? In einem halben Jahr? Oder erst dann, wenn alle Welt gegen Sexismus geimpft ist? Mindestens zweimal.

Nein, niemals wird der glückliche Tag kommen, an dem die Korken knallen, wir uns in den Armen liegen und endlich wieder so reden, dass es nicht Scheiße ist, weil es diesen Tag, an dem der Sexismus durch sexistische Maßnahmen besiegt sein wird, gar nicht geben kann. Es ist hoffnungslos. Vielleicht guckt Sarah Bosetti deshalb so streng – und wirkt so humorlos.

 

Willkommen in der Stierkampf-Arena des Kabaretts

Das ist in ihrem Fall besonders schade. Bei ihr hätte ich mehr Humor erwartet. Warum gerade bei ihr? Weil ihr im Jahr 2020 der Kabarett-Preis „Salzburger Stier“ zugesprochen wurde. Leider konnte die Preisverleihung wegen Corona nicht so feierlich begangen werden, wie es sonst üblich ist. Sie fand im kleinen Kreis statt, Bodo Wartke spielte ein Ständchen. Ich war auch eingeladen und hatte sogar überlegt, ob ich zur Verleihung anreise (als noch nicht klar war, unter welchen Bedingungen sie stattfinden würde). Ich hätte ihr gerne gratuliert, auch wenn ich in Sachen Gender-Sprache ihre Meinung nur bis Minute 1:56 teile.

Darauf kommt es nicht an. Ich bin nicht kleinlich. Willkommen, Sarah, in der Stierkampf-Arena des Kabaretts. Es ist ein toller 3-Länder-Preis, der schon eine kleine Tradition hat – seit 1982 – und eine lange Liste von Preisträgern. Ich selber war der erste in der Reihe; es folgten (unvollständig): Gerhard Polt, Lisa Eckhart, Uta Köbernick, Thomas C. Breuer, Dieter Hildebrandt, Franz Hohler, Rainald Grebe, Andreas Rebers, Ganz schön feist, Emil Steinberger, Uwe Steimle, Horst Evers, Nessi Tausendschön, Tresenlesen, Urban Priol, Rüdiger Hoffmann, Geschwister Pfister, Georg Schramm, Frieder Nögge, Georg Ringsgwandl, Harald Schmidt, Hanns Dieter Hüsch …

 

Hüsch weiß, warum wir nicht lachen

Der gute Hüsch hat auch ein paar gut gemeinte Tipps zum Thema, die noch aus einer Zeit stammen, als es das Wort „Gender“ nicht gab und die Sprache noch frei war. Es sind nur Empfehlungen. Es wird niemandem ein Vorwurf gemacht, der sie nicht befolgen will. Alles ist freiwillig.
 

Also, ihr Lieben

Heute wollen wir wieder mal das Wort zum Montag üben.

Damit ihr keine intimen Probleme habt

Und damit auch alles schön klappt

Empfehle ich euch vor allen Dingen

Die folgenden Ratschläge mitzusingen:

 

Äpfel essen

Vorspiel verlängern

Nachspiel verkürzen

Größte Vorsicht bei Gewürzen …

 

Ich kürze an dieser Stelle ab – es zieht sich ziemlich in die Länge –, damit wir endlich zur Sache zu kommen. Nachdem er uns verschiedene Ratschläge erteilt und spaßeshalber ins Gegenteil verkehrt hat, nähern wir uns einer Zusammenfassung:

 

Dicke lieben besser als Dünne

Radfahrer kommen schneller als Sänger

Fliesenleger können öfter als Bäcker

Apotheker verzögern besser als Gärtner

Und Protestanten sind im Dunkeln

Besser als Katholiken im Freien.

 

Um sich aber von allen Rezepten

Endgültig zu befreien:

Auch mal eine Blume ins Schamhaar flechten

Und wenn Sie das alles auf einmal möchten

In den Vervielfältigungsapparat einen Knoten machen

Und beim Nachspiel nicht lachen, bitte nicht lachen …

 

Genau. Das ist die eindringliche Stelle, die mir in Erinnerung geblieben ist: nicht lachen! Nicht lachen! Weil es um Sex geht. Da lacht man nicht.

Aber stimmt das auch? Mit einem Kenner des französischen Chansons habe ich mich neulich just über dieses Thema unterhalten und wir waren uns schnell einig, dass – ganz im Gegenteil – ein befreiendes Lachen in so einer Situation sogar einen Höhepunkt der besonderen Art bilden kann. Wer beim Sex lachen kann, so meinten wir, kann die Schallmauer durchbrechen. Wahrscheinlich war es bei Hanns Dieter Hüsch auch so gemeint. Er sagt zwar, dass wir „nicht lachen“ sollen, versucht aber immer wieder, uns zum Lachen zu bringen.

Ach … ich merke gerade, dass ich ins Schwärmen komme. Ich werde alt. Ich blicke zurück auf eine Zeit, in der man noch mit Humor über Sex reden konnte – nicht mit Schaum vor dem Mund. Man konnte noch herzhaft lachen. Das sollte man wieder tun – und nicht länger auf ein freiwilliges Ende des Genderns warten.