Ganz mehrheitlich

 

 

 

An einer kleinen Textprobe von der Internetseite der Regierung kann man nachvollziehen, dass wir in einer falschen Begriffswelt leben. Man kann sich nur wundern, dass Politiker täglich mit solchen Begriffen, mit denen gar nichts begriffen werden kann, umgehen und offenbar nichts bemerken. Aufgepasst, bitte! In diesem Textausschnitt wird das Gleichbehandlungsgesetz vorgestellt, es wird erklärt, wann Teilzeitbeschäftigte benachteiligt sind – da heißt es:

 

 

„Sind in einem Betrieb Teilzeitbeschäftigte ganz mehrheitlich Frauen, liegt eine mittelbare geschlechtsbezogene Benachteiligung vor.“

 

 

Haben Sie es bemerkt? Da war eine Kleinigkeit, die man womöglich überlesen hat: „ganz mehrheitlich“. Ja, was denn nun? Mehrheitlich oder ganz? Beides geht nicht.

 

An dieser Stelle prallen Welten aufeinander: „mehrheitlich“ ist demokratisch, „ganz“ ist totalitär. Es stehen sich hier zwei verschiedene Arten der Wahrnehmung gegenüber. Die Bestandsaufnahme „mehrheitlich“ kommt aus der Beobachtung der Realität, die sich im freien Spiel der Kräfte ändert – „ganz“ kommt aus einer totalitären Ideologie.

 

Früher sagte man, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. Heute gibt es die Mitte nicht mehr. Es gibt sie nicht in einer zweigeteilten Welt. Die zweigeteilte Welt ist eine Lügenwelt.

 

Wer sich widerspricht, lügt