Was bisher geschah

Andreas Lombard hat Werkstattberichte verfasst, da heißt es:

Heute haben der Autor und ich zwei Zitate für die vordere Umschlagklappe ausgewählt. Das erste Zitat stand bereits seit längerem fest. Und zwar deshalb, weil es die Bedeutung des Titels auf die denkbar kürzeste und amüsanteste Weise erläutert. Bei diesem Zitat handelt es sich um einen Witz, und der geht so:

 

          Er:

            „Schatz, wollen wir nicht eine Weltreise machen?“

          Sie:

“            Ach nein, ich möchte lieber woanders hin.“

 

Um es vorweg zu sagen: Dieser Witz ist nicht etwa »frauenfeindlich«, sondern männermelancholisch. Es ist ein Witz über die Melancholie des Mannes, der die Frau nicht mehr erreicht. Mit gar nichts. Nicht einmal damit, dass er ihr die ganze Welt zu Füßen legt. 

Als Lassahn und ich über dieses Zitat sprachen, fiel mir ein, dass ich doch gestern Abend endlich meine Lektüre der Confessiones Augustins fortgesetzt und dort einen Gedanken wiedergefunden hatte, den ich von Robert Spaemann kenne. Beide Zitate, fanden Lassahn und ich, sagen uns zusammen noch sehr viel mehr als sie uns einzeln sagen. Ich zitiere den ganzen Passus (III. Buch, 7,12), und ich hebe den entscheidenden Satz Augustins durch Fettung hervor:

»Denn von etwas anderem, das wirklich seiend wäre, wußte ich nicht. Und eine spitze Geistelei verführte mich, den albernen Betrügern beizufallen, wenn ich gefragt wurde: Woher das Übel?; ob denn Gott wie Körper gestaltlich umschrieben werde?; ob er Haare und Nägel habe?; ob auch die für Gerechte gelten könnten, die in Vielweiberei lebten, Menschen töteten und Tieropfer darbrachten? Unkundig des Sachverhalts, ließ ich mich verblüffen, und während ich abkam von der Wahrheit, glaubte ich ihr entgegenzuwandeln. Denn ich wußte nicht, daß das Übel weiter nichts ist als Ausfall an Gut, der schließlich bis zum Nichtsein führt. Wie auch hätte ich das einsehen sollen, wo doch mein Sehen mit den Augen nur bis zu Körpern, mein Sehen mit dem Geiste nur bis zu Einbildungen reichte?«

Der Feminismus ist Fehlen des Guten, und er führt »schließlich bis zum Nichtsein«, insbesondere zum Nichtsein von Kindern, zum Nichtsein von menschlichem Leben. Da die Kritik am Feminismus aber nicht frauenfeindlich ist (was uns die meisten Medien nichtsdestotrotz einzureden versuchen), habe ich mich in einem ebenfalls heute entstandenen Anzeigentext für Lassahns Buch direkt an die Frauen gewandt, indem ich für die liebevolle Verbindung von Frauen und Männern, also gegen ihre konkurrenzsüchtige Trennung plädiert habe:

»Männer wacht auf! Frauen, wacht auf! Eine tiefe Unversöhnlichkeit ist zwischen die Geschlechter gekommen. Der Feminismus ist der Feind der Liebe und der Feind der Familie. Er nimmt den Männern die Frauen und die Kinder weg. Er nimmt den Frauen die Welt weg, in der allein sie blühen können.

Der Feminismus macht die Männer schlecht. Erst in der Sprache, dann in der Wirklichkeit – als ginge es auch ohne sie. Ist das gut? Nein! Feminismus ist Apartheid. Feminismus ist ein totalitärer Umbau der Normalität. Feminismus ist ein Krieg, der verleugnet wird.

Wer an den Feminismus glaubt, wird unglücklich. Frauen dürfen abtreiben und sich scheiden lassen. Männer dürfen zahlen. Oder der Staat zahlt, den auch die Männer bezahlen. Was haben Frauen und Männer davon? Nichts! Der Mann wird einsam, und die Frau wird zur ›Frau ohne Welt‹.

Bernhard Lassahn beschreibt all das heiter, gelassen, traurig, amüsiert und scharfsinnig. Lassahn sagt: ›Es gibt ein Leben nach dem Feminismus. Und dieses Leben beginnt mit der Liebe. Denn mit der Liebe beginnt die Zukunft.‹«

Ich füge hinzu: Und das Gute!

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Der Berliner Grafikdesigner und Kalligraf Frank Ortmann hat sich freundlicherweise bereit erklärt, die Cover von Bernhard Lassahns »Trilogie zur Rettung der Liebe« zu gestalten, deren erster Band demnächst in der Edition Sonderwege erscheint. Ortmann hat unter anderem für den Rowohlt Verlag den schönen Umschlag von Martin Walsers neuem Roman Das dreizehnte Kapitel entworfen.

Hier besteht seine Aufgabe darin, den Flugschriftcharakter von Lassahns Büchern zum Ausdruck zu bringen. Das Cover soll leichtfüßig daherkommen, es soll freundlich, lebhaft und einladend wirken, denn schließlich handelt es sich um ein Buch nicht gegen, sondern für Frauen. Es soll ihnen und den Männern den gemeinsamen Lebensmut wiedergeben, den ihnen Feminismus und Gender-Theorie irreführenderweise auszutreiben versuchen. Und weil da ein einzelnes Buch gar nicht reicht, schreibt Lassahn gleich drei: eines über den »Krieg gegen den Mann« (1. Band), eines über den »Krieg gegen das Kind« (2. Band) und eines über den »Krieg gegen die Zukunft« (3. Band). Lassahn argumentiert scharfsinng. Humorvoll erzählt er von den unzähligen Denk- und Sprachfehlern feministisch-narzisstischer Weltflucht.

Die Kurzessays von Bernhard Lassahn, den manch einer vielleicht von Henrik Broders Blog »AchGut« kennt, kommen so freundlich und heiter daher, dass einen die Höhepunkte immer wieder kalt erwischen. Da gibt es Frauen, die andere Frauen davor warnen, sich in Männer auch nur zu verlieben, weil dies die Einstiegsdroge in die Unterdrückung durch den Mann sei! Lassahns Fazit: Je mehr die Frauen den Männern verlorengehen, desto mehr geht den Frauen die Welt verloren. Der Feminismus entfernt die Frauen von der Welt, er ist eine gnostische Bewegung. Auf den Titel von Günther Anders’ Schriftensammlung Mensch ohne Welt sind wir aber erst gestoßen, als wir recherchierten, ob es »Frau ohne Welt« schon gibt. Ich schwör’s!

 

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Nun zu Ortmanns Entwurf. Der Gesamteindruck: ein Filmplakat aus den fünfziger Jahren (retro!). Die Pinselkalligrafie ist sehr gelungen. Sie ist kräftig und schwungvoll. Sie ist vorzüglich geeignet, die gewünschte Aufmerksamkeit zu wecken. Allein das mittlere Wörtchen »ohne« will sich noch nicht so recht in den Schreibfluss von »Frau« und »Welt« fügen. Das »h« wirkt ein wenig gequetscht, als wäre ein Auto hineingefahren, und das »e« kippt gleich nach rechts in den Zeilenuntergrund, als wäre es kurz davor, vom Verfassungsschutz angeworben zu werden. Das arme, kleine Wort steht unsicher, und dabei ist es besonders wichtig.

Schließlich könnte die Kinderbuchausgabe eines Tages Frau Ohnewelt heißen, frei nach König Johann Ohneland … Die obere Schleife des »h« soll allerdings auch künftig den Wortzwischenraum des zentrierten Untertitels füllen, ohne einen anderen Buchstaben bis zur Unlesbarkeit zu verdecken. Ortmann berichtete von einer Schwierigkeit beim Schreiben des Wortes »ohne«, die ihm vermutlich das Ansetzen mit dem kleinen Anfangsbuchstaben »o« bereite, woraufhin ich vorschlug, beim Schreiben mit einem Großbuchstaben zu beginnen, der hinterher wieder entfällt, also zum Beispiel das Wort »Bohne« zu schreiben, um ein neues »ohne« mit dem angestrebten Schwung zu gewinnen. Diesen Trick will er nun ausprobieren. Frau. Bohne. Welt.

Was gibt es noch zu sagen? Die Grotesk-Schrift der Untertitel gefällt mir im Unterschied zu anderen Groteskschriften ausnehmend gut (der Name der Schrift wird nachgeliefert). Allein mit der etwas unruhigen Schrägstellung hatte ich zunächst meine Schwierigkeiten, bis Ortmann ganz entschieden eben darauf beharrte und mir erklärte, dass es sich um eine Kursivschrift handele, die er entlang ihrer Vertikalen senkrecht ausgerichtet habe. Dieses Ordnungsprinzip in einer auf den ersten Blick ungewohnten Gestaltung überzeugte mich.

Die Ausrichtung von links unten nach rechts oben ist ohnedies die einzig mögliche, wenn man die Statik der Horizontalen meiden will: »Alle Lebenstatsachen haben eine Richtung« (Robert Spaemann), und wer für das Leben ist, sollte möglichst viel nach vorne und nach oben schauen. Ansonsten verwies Ortmann noch auf ein berühmtes Plattencover, das ebenfalls auf den ersten Blick improvisierter wirke, als es ist. Es handelt sich um Never Mind The Bollocks von den Sex Pistols aus dem Jahre 1977, das später von den Toten Hosen parodiert wurde.

 

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In Wahrheit, so Ortmann, sei dieses Cover mit größter Sorgfalt gearbeitet. Dort weist übrigens die Namenszeile der Band auch von links unten nach rechts oben. Die CD-Version hat leider einen vollkommen überflüssigen und den Gesamteindruck empfindlich störenden grünen Rand bekommen. So etwas werden wir hier natürlich nicht machen …