Interview 3

 

Jonas Lengfeld

In Ihrem Buch ‚Frau ohne Welt’ konstatieren Sie einen „Krieg der Frau gegen den Mann“. Mit welchen Waffen wird dieser „Krieg“ ausgefochten, wo ist das Schlachtfeld und woran bemessen sich Sieg oder Niederlage?

Bernhard Lassahn

Krieg! Das wirkt überraschend, weil nicht mit konventionellen Waffen gekämpft wird. In Venedig habe ich bei der Bienale eine Video-Installation von Pipilotti Rist gesehen, bei der gezeigt wurde, wie zwei Mannschaften gegeneinander antraten: Die einen spielten Fußball, die anderen Handball. Es war derselbe Ball …

So ist der Krieg von heute: Er wird mit ungleichen Waffen geführt. Er ist indirekt. Wir haben ein Schlachtfeld in der Küche, im Kinderzimmer und im Bett …

Jede Mannschaft hat eigene Regeln, andere Ziele und kämpft mit anderen Tricks. Außerdem sehen sich „die Männer“ nicht als Mannschaft.

 

fliegndeKuh

 

Bei der SPD heißt es: „Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden“. Es wird also die bedingungslose Kapitulation angestrebt. Doch wenn ein Geschlecht gewinnt, verlieren beide. Es darf nicht länger eine Überwindung angestrebt, vielmehr muss der Krieg endlich beendet werden.

Jonas Lengfeld

Vor einhundert Jahren durften Frauen nicht wählen. Bis 1958 konnte ein Mann das Beschäftigungsverhältnis seiner Frau ohne ihre Einwilligung kündigen. In Bayern mussten Lehrerinnen keusch sein. All dies ist heute unvorstellbar. Bis zu welchem Punkt hat die Frauenbewegung eine gerechte Sache vertreten?

Bernhard Lassahn

Vor einhundert Jahren gab es viel Unrecht. Auch gegen Männer. Manches erscheint erst im  Rückblick als Unrecht – und war damals keins. Vergangenes Unrecht ist kein gutes Argument. Es sei denn, man sieht sich als Rächer und gehört zu den Leuten, die immer noch nicht die Schmach von Versailles verkraftet haben oder einen Ausgleich für das dritte Tor von Wembley (das keins war) verlangen.

Außerdem sind das halbe Wahrheiten: Vor einhundert Jahren durften auch viele Männer nicht wählen. 1958 gab es die DDR, da haben alle Frauen gearbeitet. In Bayern gab es Schlampen. Das sind Mosaiksteine, die kein Ganzes ergeben.

Was soll da die „gerechte“ Sache sein, die der Feminismus vertritt, die von anderen Bewegungen nicht genauso vertreten wird? Fragen wir anders: Was ist das Besondere am Feminismus, was ist das, was andere nicht haben? Es ist ihr Blick auf die Welt, ihr ganz spezieller (falscher) Ansatz, der Männer und Frauen als grundsätzlich getrennt voneinander ansieht und die so entstandenen Gruppen („die“ Frauen, „die“ Männer) als total gleichgeschaltet und in Gegnerschaft zueinander sieht.

Jonas Lengfeld

Sie kritisieren die Reform des Ehe- und Familienrechts von 1976, in dessen Zuge der Gesetzgeber bei Scheidungen das „Schuld-prinzip“ zugunsten eines „Zerrüttungsprinzips“ abschaffte. Inwiefern war diese Reform schädlich und gab es auch positive Aspekte?

Bernhard Lassahn

Das Schuldprinzip wurde nicht abgeschafft, sondern neu verstanden. Ohne Schuld gibt es keine Wiedergutmachung, kein Geld. Also muss eine neue Art von Schuld her. Neu ist, dass heute der Mann grundsätzlich zum Schuldigen wird und zahlen muss, wenn er mehr Geld verdient hat als sie. Aus einer moralischen wurde eine finanzielle Schuld. Der Mann muss nur dann zahlen, wenn er mehr verdient hat. Sonst nicht – egal wie unmoralisch sein Verhalten war. Die Frau, die weniger oder nichts verdient hat, kriegt immer Geld – egal wie unmoralisch sie sich verhält. Die Ehe wurde so zu einem Geschäftsmodell für Leute, die sie zerstören wollen.

Jonas Lengfeld

Sie werfen Feministinnen eine Form von Sexismus vor, der dem Rassismus ähnele?

Bernhard Lassahn

Allerdings. Es ist dasselbe Muster. Ich habe die Muster nicht erfunden. Ich zitiere sie und stelle sie nebeneinander – und siehe da: Sie gleichen sich.

Jonas Lengfeld

Die Auswüchse des GM treiben vor allem im Bereich der Sprache amüsante Blüten. Gibt es eine Sprachverhunzung, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Bernhard Lassahn

Die „Lieferschein/In“ ist amüsant. Nicht amüsant ist, dass ein männlicher Professor als „Professorin“ bezeichnet wird. Hier zeigt sich, dass der Sprachfeminismus das Falsche gegenüber dem Richtigen durchsetzen will und dass er es darauf anlegt, Männer zu demütigen.