Die fünf Gebote

 

Wenn man den Schlagerweisheiten glaubt, dann wollen Frauen sowieso „nur spielen“, sie wollen „fun“, wie es bei Cindy Lauper heißt, die fröhlich verkündet, was „girls“ in Wirklichkeit wollen, „fun“ nämlich, „that’s what they really Want“. Sie wollen bloß ihr Vergnügen. Mehr nicht. Jedenfalls in der Freizeit.

Was wollen sie in der Politik?

Auch das Vergnügen. So sieht es auf den ersten Blick aus. Doch wollen sie das wirklich? Die Journalistin Dale O’Leary war nicht nur auf der Weltfrauen-konferenz 1995 in Peking, sie war auch bei den Vorbereitungstreffen, sie hat sich die Referate angehört, sie hat hinter die Kulissen geschaut und hat versucht herauszukriegen, was mit The Gender Agenda – so auch der Titel ihres Buches von 1997 – angestrebt wird; sie wollte wissen, was die mächtigen Frauen des Gender-Establishments wirklich wollen.

Das Motto der Konferenz in Peking lautete bekanntlich »Handeln für Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden« – wer könnte dagegen sein? Es klingt, als wäre es von Herzen gut gemeint und letztlich harmlos.

 

 

Doch was wollen diese Frauen wirklich?

Dale O’Leary hat es zu fünf programmatischen Forderungen zusammengefasst, die das Programm des sogenannten Gender Mainstreaming erklären, das mit der 4. Weltfrauenkonferenz in die Welt gesetzt wurde. Dabei taucht immer wieder die Formulierung „die Welt braucht“ auf. Das erinnert womöglich so manchen Alt-Hippie an den Song What the World Needs Now, in dem es heißt, dass die Welt vor allem Liebe brauche, „love, sweet love“.

Aber um Liebe geht es nicht.

Es geht um das Vergnügen, das uns winkt, wenn wir die Postulate des Gender Mainstreaming umsetzen. Die Forderungen wirken in ihrer Maßlosigkeit so abwegig, dass man leicht verleitet wird, sie nicht ernst zu nehmen.

Nimmt man sie jedoch ernst, erkennt man schnell eine finstere Anti-Utopie: Wir erkennen die Zerstörung der Familie und der Liebe; die fünf Punkte sind eine Beschreibung eines Endstadiums der Menschheitsgeschichte und eine verdeckte Kriegserklärung gegen Kinder.

Bei Dale O’Leary liest es sich so:

 

  1

 

In der Welt braucht es weniger Menschen und mehr sexuelle Vergnügungen. Es braucht die Abschaffung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie die Abschaffung der Vollzeit-Mütter.

2

Da mehr sexuelles Vergnügen zu mehr Kindern führen kann, braucht es freien Zugang zu Verhütung und Abtreibung für alle und Förderung homosexuellen Verhaltens, da es dabei nicht zur Empfängnis kommt.

3

In der Welt braucht es einen Sexualkundeunterricht für Kinder und Jugendliche, der zu sexuellem Experimentieren ermutigt; es braucht die Abschaffung der Rechte der Eltern über ihre Kinder.

4

Die Welt braucht eine 50/50-Männer/Frauen-Quotenregelung für alle Arbeits- und Lebensbereiche. Alle Frauen müssen zu möglichst allen Zeiten einer Erwerbsarbeit nachgehen.

5

Religionen, die diese Agenda nicht mitmachen, müssen der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

 

 

Nun will ich auch einen Satz bilden, in dem ein „müssen“ vorkommt: Wir müssen aufhören, das lediglich für eine abseitige Spinnerei zu halten, die uns nicht betrifft. Vergleichen wir diese Grundforderungen von 1995 mit der realen Situation von heute, so können wir sehen, wie weit die Entwicklung schon vorangeschritten ist. Nicht etwa weil wir es so wollen, sondern weil Rahmenbedingungen geschaffen wurden, die diese Entwicklung steuern.

Wer es auf Fördergelder abgesehen hat oder Applaus für seine Meinungsäußerung sucht, sollte die Punkte unbedingt beachten. Wer sich vor Strafe schützen will, ebenfalls.

Es geht nicht nur um Vergnügungen. Hier wird eine Drohkulisse aufgebaut, die sich nur notdürftig hinter dem Versprechen von „mehr sexuellen Vergnügungen“ versteckt, es blitzt immer wieder die Bereitschaft auf, die Forderungen auch mit dem nötigen Nachdruck durchzusetzen – das heißt: mit gesetzlichen Regelungen und mit harten Strafen. Das Programm läßt keine Alternativen zu. Niemand muss ja sagen, aber wehe, jemand sagt nein! Das ist nicht vorgesehen.

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Die Liste mit den fünf Punkten, die Dale O’Leary aufgeführt hat, gibt uns einen Universalschlüssel zum Verständnis vieler aktueller Diskussionen an die Hand. Der Schlüssel öffnet mehrere Türen zugleich. Schlagartig wird dasselbe Ziel hinter den verschiedenen Themen erkennbar, als hätte jemand mit einem Hauptschalter auf der gesamten Etage Licht angemacht. Nun stellt sich heraus, dass so mancher Journalist oder Politiker, der lautstark nach neuen Wegen ruft, in Wirklichkeit nur brav einfordert, was längst beschlossen ist.

So jemand ist alles andere als mutig. Er passt sich nur im vorauseilenden (oder nachtrabenden) Gehorsam der kommenden Einheitsmeinung an.

 

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